Biodiversität zum Essen – die Abokiste der Schnittstelle
Das Vertriebskollektiv Schnittstelle bietet seit Anfang 2012 eine „Biodiversitäts-Abokiste“ an. Damit erhalten die AbonentInnen monatlich eine Kiste mit Lebensmitteln im Wert von 18 € (+ 2€ Lieferpauschale oder selbstabholen). Erwarten können sie „Biodiversität zum Essen“: z.B. Kamut-Pasta, ungewöhnliche Obst-Mischsäfte, historische und samenfeste Gemüsesorten sowie verschiedene Bohnen oder auch mal Brot aus historischen Getreide. Schnittstelle will so besondere Produkte zum Probieren anbieten, KleinstproduzentInnen und Produktionskooperativen unterstützen sowie – entgegen der Anonymisierung und Standardisierung im Nahrungsmittelbereich – Lebensmittel wieder ein Gesicht geben.
Die „Biodiversitäts-Abokiste“ möchte den AbonentInnen vor Augen führen, wie eng Erhalt und Verlust biologischer Vielfalt mit unserer Ernährung zusammenhängen. Denn die heute vorherrschende Landwirtschaft mit Großbetrieben und Monokulturen konzentriert sich aus Gründen des Profitstrebens und der Arbeitserleichterung auf wenige Sorten, die für die Verarbeitung in großen Mengen und für weite Transporte geeignet sind. Verstärkt wird diese Einfalt in den Supermarktregalen durch Vermarktungsstrukturen und -konzepte, bei denen große Mengen immer gleich aussehender Produkte gefordert werden. Fragen von Nährstoffgehalt, Verdaulichkeit, Geschmack und biologischer Vielfalt werden so den Anforderungen der Nahrungsmittelindustrie untergeordnet.
Zuckerwurzel, war Bestandteil des Abos im Feb. 2014, das kannten wirklich wenige der Abo-nehmer*inen, so ungewöhnlich ist es nicht immer
Dabei ist der Anbau von vielen verschiedenen Sorten aus mehreren Gründen sehr wichtig.
Die ökologischen Vorteile sind nicht von der Hand zuweisen: Je vielfältiger und artenreicher, desto anpassungsfähiger ist unser Ökosystem. Eine biodiverse Nahrungsmittelproduktion hilft, die Anpassungsfähigkeit der Natur zu erhalten. Nur durch eine hohe Sortenvielfalt kann eine an regionale Bedingungen angepasste Landwirtschaft betrieben werden, die sich durch eine hohe Widerstandsfähigkeit und geringen Schädlingsdruck auszeichnet. Eine biodiverse Landwirtschaft trägt zum Erhalt der Bodenfruchtbarkeit bei, anstatt diese – wie die auf Monokulturen basierende industrielle Landwirtschaft – zu zerstören. Sie stellt daher die einzige zukunftsfähige Form der Nahrungsmittelproduktion dar.
Eine biodiverse Landwirtschaft ist aber auch aus sozialen Überlegungen heraus zu fordern und zu fördern. In der industriellen Landwirtschaft werden Bäuerinnen und Bauern meist zu reinen RohstoffproduzentInnen degradiert, die hohen gesundheitlichen Belastungen, eintöniger Arbeit und einem starken Preisdruck ausgesetzt sind. Eine Landwirtschaft, die Biodiversität und nicht Profitmaximierung in den Mittelpunkt stellt, basiert im Gegensatz dazu auf der kreativen Arbeit von Kleinbäuerinnen/Kleinbauern und Produktionskooperativen weltweit. Sie ist eine wichtige Grundlage für ein anderes, sozial gerechtes und solidarisches Nahrungsmittelsystem, die den Mensch und seine Bedürfnisse ins Zentrum stellt.
Der Anbau von vielfältigen Sorten ist arbeitsaufwendiger und wird bisher nicht so gefördert, wie große Monokulturfelder. ProduzentInnen, die kleinteilige und vielfältige Landwirtschaft betreiben, haben kaum eine Chance sich gegen den Preisdruck und die Marktdominanz der Großbetriebe auf dem „normalen“ Markt zu behaupten.
Mit der „Biodiversitäts-Abokiste“ von Schnittstelle können KleinstproduzentInnen direkt unterstützt werden. Die Zusage für die Abo-Kiste bietet Schnittstelle Planungssicherheit und wir können ProduzentInnen, die sich die Mühe machen z. B. alte Getreide- und Gemüsesorten zu erhalten, und nach Bio-Standards wirtschaften, konkrete Zusagen zur Abnahmemenge geben.
Die kollektiv-arbeitende Schnittstelle versteht sich gleichermaßen als politisches und wirtschaftliches Projekt. Das Ziel ist der Aufbau von einem (möglichst) regionalen ProduzentInnen- und VerbraucherInnen-Netzwerk. Das Abonnement der „Biodiversitäts-Abokiste“ richtet sich in erster Linie an BerlinerInnen. Die Abo-Kisten könnten aber auch verschickt werden, es fallen dann zusätzlich Versand- oder Transportkosten an.
Es wird die Möglichkeit geben absolut Unerwünschtes auszuschließen wie z. B. Alkohol oder Milchprodukte, auf Allergien kann ebenso Rücksicht genommen.
Wenn ihr Interesse an dem Abo habt, schreibt einfach eine E-Mail an schnittstelle@jpberlin.de schreiben oder ruft an unter 0176-54392783.
Beispiele für den Beipackzettel:
Beipackzettel August 2012 und mal hier was für das Auge :
ein Brot aus Champagner-roggen
und rot weiß geringelte Bete
Februar 2013
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